Biographie

Pantelis Sabaliotis (Παντελής Σαμπαλιώτης ή Σιαμπαλιώτης), latinisiert auch Pandelis bzw. Siabaliotis oder Siampaliotis; * 1955 in Agiopigi, Karditsa, Griechenland † 2011 in Berlin, Deutschland

Pantelis Sabaliotis, 1955 in dem kleinen Dorf Agiopigi in der thessalischen Ebene geboren, war ein Leben als Künstler nicht vorbestimmt. Seine Eltern waren einfache Bauern.

Griechenland befand sich zu dieser Zeit in einer schon über 100 Jahre andauernden politischen Umbruchphase mit für die Bevölkerung meist katastrophalen Auswirkungen. Auf die Befreiung von 400 Jahren Fremdherrschaft durch osmanische Besatzung, ein Prozess, der etwa von 1820 bis 1920 dauerte, folgte der II. Weltkrieg und damit die Besetzung durch Italiener, Bulgaren und Deutsche. Nach der Befreiung durch die Alliierten 1944 begann ein blutiger Bürgerkrieg. Linke, die einen politischen Neuanfang forderten, und Rechte, die die seit 1835 von den westlichen Großmächten etablierte Monarchie fortsetzen wollten, bekämpften sich unerbittlich. Ab etwa 1950, nach der Niederlage der Linken, setzten König Paul und nach ihm sein Sohn König Konstantin II die Regierungsgeschäfte fort, bis es 1967 zum Putsch der Obristen und damit zur Militärjunta kam. Der König verlässt das Land (und wird aufgrund der 1973 durch Volksabstimmung beschlossenen Abschaffung der Monarchie nicht mehr zurückkehren). Pantelis Sabaliotis ist zur Zeit des Militärputsches 12 Jahre alt. 

Tausende, vor allem linksgerichtete Kritiker, verschwinden in Umerziehungslagern, Bürgerrechte werden ausgesetzt, Medien zensiert, Bürgermeisterwahlen ebenso wie Jugendorganisationen oder Vereine abgeschafft. Jedwede moderne Literatur ist verboten, selbst Shakespeare, Sophokles und Aristophanes fallen unter die Zensur. Das Leben im Dorf von Pantelis Sabaliotis, etwa einen halben Tagesmarsch von dem thessalischen Wirtschaftszentrum Karditsa entfernt, ist und bleibt ein Leben unter ärmlichen Bedingungen. Es gibt keine Infrastruktur, keinen Strom, kein fließend Wasser, keine Perspektiven. Neben der Feldarbeit – die thessalische Ebene gilt als Kornkammer Griechenlands – geht der Junge zur Schule, die er aber bereits mit 14 Jahren verlässt. Die von der Junta aufgezwungene „Erziehung“ lässt ihn zu viele unbequeme Fragen stellen, auf die er keine Antworten bekommt. Er ist daher lieber draußen, auf den Feldern unterwegs, baut schon als 8-Jähriger aus Materialien, die er findet, Phantasieobjekte und Musikinstrumente. Er schreibt viel und nimmt wissensdurstig alles in sich auf, was er trotz der schwierigen Umstände an Wissen und Kultur bekommen kann. Und er hat Glück: sein etwas älterer Cousin Adonis, der in demselben Dorf direkt neben ihnen wohnt, ist Ikonenmaler. Er erkennt das Talent des Jungen und sorgt dafür, dass er bei ihm 1969 in die Ausbildung gehen kann. 

Lehrjahre

Mit 14 Jahren ist Sabaliotis als Lehrling in Kirchen unterwegs. Er kann endlich mit Farben malen, lernt alles über Tempera, Blattgold, Freskenmalerei, Enkaustik. Aus der Antike überlieferte Techniken, bekannt vor allem von den ägyptischen Mumienporträts der hellenistischen Fayum-Zeit, vor etwa 2000 Jahren. Das Geheimnis ihrer einmaligen Leuchtkraft und Ausstrahlung liegt in der Enkaustik, einer Art Versiegelung, die auf Bienenwachs basiert. Das Wort Engafsis bedeutet nichts anderes als brennen, d. h. es wird etwas verbrannt bzw. das Wachs mit Feuer zum Schmelzen gebracht. Die Zusammensetzung des Wachses wiederum hing von der Anwendung ab und wurde in Ägypten und Griechenland über die Jahrhunderte weitergegeben. Denn genutzt wurde die Technik auch für Leder und Möbel sowie Schiffe und natürlich für Malerei auf Wänden ebenso wie später auch im Römischen Reich für Marmor, der in aller Regel nicht weiß war, sondern wie schon im antiken Griechenland bunt bemalt. So gab es verschiedene „Rezepte“, je nach Bedarf.  Pantelis Sabaliotis sollte sein ganz eigenes Enkaustik-Rezept in seinem Spätwerk in einer ganz neuen Perfektion vollenden. In einer völlig neuen Dimension: ein Brückenschlag von antiker Technik und Philosophie in die Moderne – in Wachs konservierte Zeit.

Mit 16 Jahren beendet Pantelis Sabaliotis die Ausbildung als Ikonenmaler. Er gerät aber bereits bei seinen ersten Aufträgen mit den geistlichen Auftraggebern aneinander. Seine eigenwilligen Interpretationen der Heiligen stoßen bei den Popen auf wenig Wertschätzung. Damit sind die Aussichten des jungen Mannes auf eine größere Karriere begrenzt, was ihn aber nicht weiter beeindruckt Er sieht seinen Weg ohnehin anderswo. Er hat jetzt sein Handwerkszeug zur Verfügung, was ihm ganz andere Möglichkeiten eröffnet. Und so beginnt er mit Tempera, Ölfarben und Leinwand an eigenen Themen zu arbeiten. Einige der ersten Arbeiten sind Christusdarstellungen, vor allem aber Engel bzw. deren Flügel haben es ihm angetan und werden ihn in vielerlei Gestalt über die Jahre begleiten. Ebenso wie das Weibliche, das auch ein wesentliches Element im größten Teil seiner Arbeit sein wird. Er entdeckt für sich die Surrealisten, vermutlich in – von der Junta verbotenen – Büchern. Er beobachtet jetzt genauer, intensiver. In dieser Zeit entstehen sehr viele Porträts, Zeichnungen, Arbeiten in Tempera, Öl, Pastell. In den Jahren bis 1979 „erfindet“ er sich immer wieder neu, wechselt zwischen den Stilen, von realistisch zu naiver Malerei, vom Surrealismus zur geometrischen Kunst. Er imitiert, er kopiert, er komponiert. Zwischen alldem gibt es aber auch Arbeiten, die schon seine eigene Handschrift zeigen:  Mädchen, ätherisch, mystisch, einer anderen Welt zugehörig. Das blaue Pferd auf monochromem Grund. Er entdeckt viele der Themen, die ihn sein Künstlerleben lang begleiten werden: Pferde, Frauenkörper, das Meer, Boote, Übergänge in andere Dimensionen.  

Auf dem Land aufgewachsen, war eines der wichtigsten Dinge in meinem Leben die Beschäftigung mit der Erde. (…) Alle waren beeindruckt von dem, was ich machte, ich selber betrachtete es nicht wichtiger als das es mir erlaubte, all das auf eine andere Art abzubilden, die dieses Gefühl thessalischen Landlebens widerspiegelt, das mich auf eine gewisse Art gebunden und gekennzeichnet hat.“ 

Zitat aus dem Interview mit D. Parlavantza, Zeitschrift Kochlias, 4/Oktober 2005, S. 36–39 

Viele der älteren Intellektuellen und Künstler verlassen 1967 nach Machtübernahme der Junta das Land, um vor allem in anderen Städten Europas wie in Paris oder Mailand ihre Freiheit zu leben und zu finden. Der 16-Jährige dagegen ist bereit, gegen die Unterdrückung zu kämpfen, und schließt sich mit einer Gruppe Gleichaltriger zusammen. Sie organisieren Protestveranstaltungen gegen die Militärdiktatur. Die größte ist das „Geheimnisvolle Abendmahl der Bauern“ 1971 im Städtischen Theater Karditsa. Ein Happening würden wir heute sagen, mit einem von ihm selbst verfassten Theaterstück, mit Gedichten, mit Bildern, einem experimentellen Kunstworkshop. Es finden Lesungen statt, mit Texten aus von der Regierung verbotenen Büchern.

Karditsa wird dem 17-Jährigen schnell zu eng: er will mehr bewegen, mehr erfahren! Die nächste Station ist Athen, wo er mit anderen Gleichgesinnten, Dichtern, Schriftstellern, Künstlern und Theaterleuten 1972 die Galerie „Diamartiria“ (Protest) gründet. In ihr finden Veranstaltungen und Lesungen statt, werden Schriften und Bücher herausgegeben. Ein Protest gegen die Zensur der Presse- und der Redefreiheit, zugleich ein Plädoyer für ein selbstbestimmtes Leben.

Er sucht eine Arbeit und findet einen Mentor: Vangelis Faϊno. Mein Lehrer, wird Sabaliotis später über ihn sagen. Faϊno hat eine Art kleine Werbeagentur, er stellt den Jungen als rechte Hand ein. Zwei Jahre wird er an den Gigantoaffiches der Kinos mitarbeiten, den riesigen handgemalten Plakaten, die seinerzeit an den Gebäuden für Kinofilme warben. Er wird sich aber auch mit filigranen Arbeiten auseinandersetzen, mit verschiedensten Schriftarten, die ihn bis ans Ende beschäftigen werden.

Faϊno hat seine eigene Art, den Jungen zu fördern. Als er das Gefühl hatte, dass dieser alles gelernt hat, was er ihm beibringen konnte, entlässt er ihn. Er gibt ihm eine Abfindung mit auf den Weg, die an die Bedingung geknüpft ist, dass sein einstiger Schüler damit bald eine große Einzelausstellung auf den Weg bringt.

 

Militärdienst und das Ende der Diktatur

1973 wird Sabaliotis volljährig und zum Militär eingezogen. So sehr er gegen die Militärjunta kämpfte, so sehr er sie ablehnte, so musste er ihr in Griechenland doch folgen, wollte er keine schwerwiegenden Konsequenzen riskieren. Aus der Sicht der Machthaber aber gehörte er zu den “Unerwünschten”, die folglich direkt an die Grenze im Nordosten des Landes geschickt wurden, zum Grenzfluss Evros, wo die Türken mehr als einmal in dieser Zeit auf der anderen Seite mit ihren Panzern auffuhren. Zeitgleich spitzte sich 1974  der Konflikt in Zypern zu und endete im Fiasko – nach einem von der Junta-Regierung unterstützten Putschversuch und dem Versuch der Übernahme der Insel durch Griechenland. Das führte zu der noch heute andauernden Teilung Zyperns und im Juli desselben Jahres zum Ende der Militärregierung in Griechenland. 

Das Ende der Junta 1974 nutzt Sabaliotis für seine erste große Einzelausstellung, wie er es Faϊno beim Verlassen der Werbeagentur versprochen hatte: „Die Alltäglichkeit der Träume“ im Experimental-Theater Pialdi in Athen. Sie wird ein großer Erfolg.

Aber noch ist er 19 Jahre alt und muss aus diesem Grund wieder zurück in den Militärdienst. Seine Einheit bleibt am Evros. Auch wenn die Obristen nicht mehr regieren, ist die politische Lage zum Zerreißen gespannt. Die Differenzen mit der Türkei sind durch die Lage auf Zypern unüberbrückbar.

Das grundsätzliche Problem mit Obrigkeiten, das den Künstler bereits seit früher Jugend beschäftigt, das Hinterfragen von Anordnungen, Hierarchien und ihrem tieferen Sinn, begleitet ihn weiter. Erst recht im Militärdienst. Aus den üblichen zwei Jahren werden am Ende drei lange Jahre: Die Sommer am Evros bedeuten glühende Hitze und Mücken, die Winter, die man wie die Sommer in Zelten verbringen muss, eisige Kälte. Einen Vorteil aber hat die abgelegene Welt an der Grenze: Es gibt immer wieder auch die Möglichkeit Musik zu machen oder zu malen. 

1976 kann Sabaliotis endlich wieder ins zivile Leben zurückkehren. Er gründet eine Malschule in Sofades, ein von seinem Heimatdorf aus auf der anderen Seite Karditsas gelegenes, größeres Dorf. Es ist die erste freie Malschule Thessaliens. Weitere Einzelausstellungen in Kastella und Volos folgen 1977 und 1978. Die Titel weisen bereits auf die nächsten Jahre künstlerischen Lebens und Schaffens voraus: „Die Odyssee bringt uns zu ihrem Ursprung“ und „Schlafende Eurydike“. 

 

Zeit der Reisen 1979–1988

1979 bricht der 23-Jährige auf, um die Welt jenseits Griechenlands zu entdecken. Mit nichts als einem Zeichenblock, einer Schachtel mit Pastellstiften und einigen fertigen Arbeiten in der Reisetasche. Ein Traum, sein Traum wird wahr: Er wird endlich die Werke seiner bewunderten Vorbilder mit eigenen Augen sehen! Dem Pinselstrich Picassos folgen, der Mystik eines Max Ernst nachspüren, sich in Gustav Klimts Werken verlieren … 

Pantelis Sabaliotis lebt fast zehn Jahre mal hier mal dort. Eine Zeitlang ist er in Paris, dann einige Monate in Spanien, in Südfrankreich, in der Schweiz, in Deutschland. Er macht 1979 eine allererste Ausstellung in Zürich, mit dem Titel „Santorines“, gefolgt von „Immigrierte Karyatiden“ September 1980 in der Galerie Jean Marc in Cordes-sur-Ciel (der Galerie des 1952 in Toulouse geborenen Künstlers und Fotografen Jean-Marc Bustamante). Im Winter 1980 ist er wieder in Griechenland. Er hat inzwischen eine kleine Wohnung im Athener Viertel Pagrati gemietet. An seinem Arbeitsplatz hängt ein groß ausgedrucktes Zitat von Jannis Ritsos (griechischer Schriftsteller und Dichter, 1909–1990): „Durch die Ausübung von Kunst fühle ich eine ständige Entgiftung.“

Pantelis Sabaliotis pendelt zwischen den Ländern Europas, er ist gefragt, seine Arbeiten finden schnell Kunstliebhaber. Im Juni 1981 stellt er im Musée d’Enfance de Toulouse-Lautrec in Aveyron, Südfrankreich, aus. Im Januar zuvor ist er in Athen zu sehen, seine Werke neben denen von Salvador Dalí, der für Sabaliotis‘ surrealistisches Frühwerk eine wichtige Rolle spielte. Für den jungen Künstler eine große Ehre, fast eine Auszeichnung. Er hat mittlerweile längst seinen eigenen Stil entwickelt, der mit dem Dalís nur noch auf einer höheren Ebene Gemeinsamkeiten hat: Auf der mystischen, in der Welt der Träume aber auch der Alpträume. Bei einem Parisaufenthalt trifft Sabaliotis den von ihm verehrten Paul Delvaux (belgischer Surrealist, 1897–1994) bei einer seiner letzten Ausstellungen sogar persönlich. Er ist überglücklich und sieht sich an seinem Ziel angekommen: Ein freier, ein erfolgreicher Maler in einer Welt, die ihm offen steht.  

„Frauen von Troja“ heißt eine der ersten Werkreihen des Künstlers in seinem unverwechselbaren, persönlichen Stil. Die Verbundenheit zum Meer und zur thessalischen Erde begleitet ihn lebenslang. Ebenso die Beschäftigung mit der Antike, den Wurzeln der griechischen Kultur.

Aber muss man die Götter und Helden der griechischen Mythologie kennen, wie etwa die Geschichten von Ödipus und Kassandra, um das Werk des Künstlers zu verstehen? Nicht unbedingt, da  sie für ihn nur ein Moment der Inspiration darstellen. Er führt die Gedanken weiter, kommt zu anderen Einsichten, anderen Erkenntnissen als seine Vorfahren, gibt ihnen eine neue Richtung und schafft so eine Brücke zwischen Antike und Moderne. 

Die Idee, die sich den Weg ins Bewusstsein bahnt, Bildung und Wissen sind für den Künstler entscheidende Werte unseres Lebens, unserer Zivilisation. Dabei offenbaren sich Grundlagen des philosophischen und wissenschaftlichen Denkens durchaus auch im Sich-treiben-lassen, in der bloßen Beobachtung des Wassers. Bei Sabaliotis bedeuten daher Boote nicht nur Bewegung, die für das Leben an sich steht, sondern sie sind auch Sinnbild des Menschen und seiner unermüdlichen Suche nach Wissen. Körper, Seele und Verstand finden zu einer Einheit, zur Vollkommenheit in Harmonie. So wie das Schönheitsideal der Antike seine Entsprechung im griechischen Profil findet, mit einem direkten Übergang von der Nasenwurzel zur Stirn, der idealen Vereinigung von Geist und Körper, in vollkommener Harmonie. Ein Gedanke, der die antike Kunst Griechenlands entscheidend prägte, und in Sabaliotis‘ Arbeit in der zeitgenössischen Kunst Griechenlands weiterlebt. 

Archegoni nichta (Urnacht) titelte er die Trilogie, die über hundert Werke, meist Pastellarbeiten, umfasst. Sie entstanden in drei langen Wintern 1985, 1986 und 1987 im schwedischen Lund. Der Künstler selber beschrieb den Schaffensprozess als eine Suche nach dem ganz speziellen Licht im Norden, das die langen Nächte nur für kurze Zeit ablöst.  Und nicht ohne Grund bezeichnete er selber seine Arbeit als weiblich, steht doch in dieser Werkreihe ausschließlich der weibliche Körper im Mittelpunkt. Bemerkenswert ist aber auch, dass diese Körper im Laufe der drei Jahre zunehmend an Kontur verlieren, zusehends abstrakter werden. Ab 1985 lösen sich die Formen mehr und mehr auf. In der Werkreihe Archegoni nichta. In anderen Werkreihen wie Dada und Venthisikimi kehrt er erneut zum Körperlichen zurück, allerdings in einem magisch realistischen Kontext. Nach 1997 gibt es keine eindeutig erkennbaren Frauenbilder/-körper mehr. Und doch bleibt das Weibliche als Wahrnehmung weiterhin elementar, als Rundung, die jede Spannung auf der Oberfläche beruhigt.

Da der Künstler in den 80er Jahren nicht nur in Frankreich und Berlin ausstellt, sondern auch in Griechenland, wo er so gefragt ist, dass er fast jedes Jahr neue Werkreihen in Thessaloniki und Athen präsentiert. So reist er nicht nur durch Westeuropa, sondern auch in Griechenland herum. Zu einem Ort, zu einer Insel kehrt er immer wieder zurück und verbringt dort mehrere Sommer, die Kykladeninsel Naxos. Nirgendwo erscheint ihm das Blau der Ägäis intensiver, nirgendwo ist ihm der Mythos der Antike näher als auf der Insel von Ariadne und Dionysos.

 

Zeit der Veränderung. Hydra 1989–93

Für seine erste längere Sesshaftigkeit nach der Zeit der Reisen wird Pantelis Sabaliotis aber nicht Naxos wählen, sondern Hydra. Eine winzig kleine Insel vor der Peloponnes, in 1 ½ Stunden mit dem Tragflächenboot von Athen aus zu erreichen. Aber Größe ist nicht alles. Das kleine Hydra ist selbst für Griechenland etwas Besonderes. Besiedelt wurde die wasserlose karge Insel erst spät, nämlich im 16./17. Jahrhundert, da man sich hier vor Überfällen geschützter als auf dem Festland fühlte. 1650 wurde das erste größere Schiff gebaut. Der eigentliche Aufschwung kam wenig später mit den aus algerischer Gefangenschaft freigekauften Inselbewohnern, die auf dortigen Schiffswerften hatten schuften müssen, und von dort gefragtes Knowhow mitbrachten. Als die bis zu dieser Zeit in der Gegend vorherrschenden Venezianer 1715 ihre letzten Stützpunkte auf dem Peloponnes verloren, expandierte Hydras Handel schlagartig. Mehr Geldeinnahmen wiederum bedeuteten, dass man in den Bau größerer Schiffe investieren konnte. Und nachdem aus Venedig Kompass und Karten herbeigeschafft waren, besegelten Hydrioten Ende des 18. Jahrhunderts bereits den Bosporus. 1812, auf dem Höhepunkt der Macht, fuhren 106 Zwei- und Dreimaster und 27 Schoner unter hydriotischer Flagge. Viele von ihnen halfen beim Durchbrechen englischer Blockaden vor französischen Häfen, wobei mancher Kapitän aus Hydra märchenhafte Gewinne erzielte. Die Wagemutigsten von ihnen kamen wohl sogar bis Amerika.

Von 1774 bis 1815 reicht die Zeit dieses Wirtschaftsbooms. Der Reichtum dieser Epoche prägt die Architektur am Hafen. Charakteristisch für Hydra sind große herrschaftliche Gebäude, so genannte Archontika, ehemalige aber oft auch noch heute Privatresidenzen reicher Familien.

Heute bleiben der Insel die Tagestouristen, aber auch wohlhabende Griechen und Ausländer, die sich in der von Athen aus schnell zu erreichenden Idylle eingekauft haben, wie etwa Leonard Cohen oder Jannis Kounellis. Auf der ganzen Insel gibt es nur zwei Autos. Weshalb bei den endlos vielen Treppen Mulis und Pferde (neben den Wassertaxis und den eigenen Beinen) sinnvollstes Transportmittel sind.  Die Insel wird gerne als Künstlerinsel bezeichnet. Nicht nur der zugezogenen Künstler wegen, sondern auch durch die Kunsthochschule Athen, die eine Dependance gleich am Hafen hat.

Pantelis Sabaliotis mietet sich 1989 in einem 200 Jahre alten Haus ein, etwas oberhalb des heute zum Museum ausgebauten Herrenhauses Kondourioti. Er bezieht das obere Stockwerk mit drei Zimmern, einem kleinen Innenhof und einer Küche, von deren Balkon man einen herrlichen Blick hinunter zum Hafen und aufs Meer hat. Zwei Ecken weiter befindet sich das Haus von Leonard Cohen, dem der Künstler in den Jahren einige Male in den schmalen Gassen begegnen wird. Man grüßt sich freundlich. Aber Cohen ist nur noch selten anzutreffen. Nachdem er das Haus 1962 für 1 500 $ gekauft und mit den Johnstons und Marianne Ihlen die Abgeschiedenheit der Insel genossen hatte, verließ er Griechenland nach dem Putsch und der daraus resultierenden Militärdiktatur 1967 um nach New York zu gehen. Die fünf Jahre auf Hydra aber waren für Cohen eine intensive Zeit, in der er sich künstlerisch stark veränderte. Ähnlich wie Cohen, der zwanzig Jahre vor Sabaliotis auf der Insel das Texten und die Musik für sich entdeckte, kommt auch der Künstler in den vier Jahren, die er auf Hydra lebt, zu völlig neuen Ansätzen in seiner Kunst. Er wendet sich Naturmaterialien und ihren unerschöpflichen Möglichkeiten zu. Und so, wie sich bei Leonard Cohen noch Jahre später Bruchstücke vom Leben auf Hydra in seinen Texten wiederfinden wie in So long Marianne oder Bird on the wire, so werden auch bei Sabaliotis Materialien von Hydra noch Jahre später in neue Arbeiten einfließen …

Das erste Mal in seinem Leben – seitdem er Karditsa 1971 verlassen hat – ist Sabaliotis für längere Zeit sesshaft. In langen einsamen Wintern und turbulenten Sommern findet er neue Inspiration. Er sucht größere Formate, probiert sich erneut in Öl, in Acryl. Er sammelt die Reste von Palmzweigen und macht daraus Kunst. Er schnitzt, er komponiert, er setzt Stücke zu abstrakten Kunstwerken zusammen, deren Titel wie Kassandra oder Sirenen immer noch den engen Bezug zur griechischen Mythologie erkennen lassen. Die Natur wird Teil seiner Werke. Er lebt in und mit ihr und bindet sie in seine Arbeiten ein: Geohistorima, Erdgeschichte, heißt die Werkreihe, die entsteht. Die erste einer von weiteren, sehr unterschiedlichen Reihen, die folgen und über Phänomene bis hin zu Metaplaseis (Transformationen, ab 2004) reichen, deren goldener Glanz ihn auf der allerletzten Reise begleiten wird.

 „Er borgt aus der Natur auf den ersten Blick unscheinbare Materialien (Holz, Heu, Erde, Salz, Rost etc.) und verwandelt sie mit entwaffnender Einfachheit in Symbole, Ideen, Bilder, in wahre Kunstwerke“, schrieb Panagiotis Nanos in einem Artikel über Sabaliotis in der Zeitung Reportaz (10. Mai 2001).

Hydra bedeutet Hinwendung zur Stofflichkeit, Entdeckung von Materie, Aufbruch zur Objektkunst. Die Vermischung und Ergänzung des Gestern mit dem Heute setzt sich auch in den angewandten Techniken fort: Althergebrachte Techniken wie Enkaustik und Eitempera finden mit neuen wie Acrylmalerei zu einer völlig eigenen Malweise, die der Künstler in diesen Jahren erprobt und zur Perfektion vorantreibt. Fast scheint es, als brauchte Sabaliotis die Isolation Hydras, die Abgeschiedenheit, zu seiner eigenen künstlerischen Entwicklung. Einer Raupe gleich, die sich zur Metamorphose verpuppt. In all den Jahren, die er auf Hydra lebt, wird er keine einzige Ausstellung machen. Einzig und allein für die Lifestyle-Messe in Tokio 1991 wird er einige wenige Arbeiten zur Verfügung stellen.

In der Zeit auf Hydra entwickelt sich eine enge Freundschaft mit Vangelis Rafalias. Beide, den Apotheker des Ortes und den Künstler, verbindet das leidenschaftliche Interesse an Geschichte: Rafalias schaut auf eine lange Familientradition zurück, sein Haus ist voll mit Zeugnissen vergangener Jahrhunderte. Seiner Initiative ist es zu verdanken, dass Sabaliotis 2004, rund 15 Jahre später,  im neu gegründeten Historischen Archiv-Museum, in seiner Ausstellung Liturgie im Einklang mit der Natur (grch. Liturgies se simfonia me tin fisi) eine größere Auswahl der auf Hydra und später entstandenen Arbeiten direkt vor Ort vorstellen kann.

 „Erkenne dich selbst“ („Gnothi savton“) ist ein wesentlicher Kerngedanke im Werk des Künstlers. Denn weit über das Material und die Natur hinaus, ist es der menschliche Verstand, der einem Kunstwerk Form gibt. So sind Sabaliotis‘ Arbeiten letztendlich Resultate seiner Geisteshaltung, seines philosophischen Denkens. Eines Denkens, das in enger Verbindung mit Größen wie Anaximandros, Thalis und Heraklit steht sowie anderen Philosophen der vorsokratischen Periode, die sich ebenfalls mit dem Thema Materie beschäftigten. Der vielzitierte Satz Erkenne dich selbst, der den Sieben Weisen wie auch der Pythia selber zugeschrieben wird, zierte der Überlieferung nach eine der Säulen im Eingangsbereich des Apollontempels in Delphi. In seinem Inneren der Omphalos, der als  Mittelpunkt (Nabel) der Welt galt. Dort errichtet, wo sich dem Mythos nach die beiden Adler trafen, die Zeus in entgegengesetzte Richtungen hatte losfliegen lassen. Ein heiliger  Ort, wo das göttliche Orakel den Menschen zuteil wurde.

Erkenne, was du bist. Nach Platon die Aufforderung, die Göttlichkeit der Seele und unsere Bestimmung zu finden. Die Stoiker dagegen sahen darin die Erkenntnis, dass der Mensch nicht Gott ist, sondern Teil der Natur, mit der er in Übereinstimmung leben müsse. Ganz im Sinne des Künstlers, dessen Werk „Gnothi savton“  fast ebenso minimalistisch wie einst der Satz auf der delphischen Säule anmutet. Allerdings erweitert um ein großes Ideogramm im Mittelpunkt auf rauem Untergrund. Ein Symbol mit archaischer Ausdrucks- und Ausstrahlungskraft, das sich unmerklich in den tieferen Bewusstseinsschichten des Betrachters verankert und die Stille einer unbewegten Oberfläche birgt, unter der noch ungestellte Fragen Form annehmen. 

Wie schon die antiken Philosophen wussten, gibt es ohne das Gestern kein Morgen. Alle Dinge, auch das kleinste Teilchen dieses Mikro-Makro-Kosmos, den wir unsere Welt nennen, bewegen sich in einem unendlichen Strom, der die Zeit gemächlich durchfließt und miteinander verbindet. Und manchmal sind es eben die kleinsten Dinge, die die größten Auswirkungen haben können. Das vor allem will uns der Künstler mit seinen Arbeiten begreiflich machen. 

 

1993–1997 Athener Jahre

Nach vier Jahren tauscht Pantelis Sabaliotis das Inselleben gegen das in der Großstadt. In Vrilissia, einem unterhalb der Pendeli-Berge gelegenen Vorort, findet er eine Wohnung. Nach Jahren der Zurückgezogenheit ist der Künstler nun soweit, seine neuesten Werke, seine neuen Serien in Ausstellungen zu zeigen, die jetzt in wenigen Jahren dicht aufeinander folgen in verschiedenen Galerien in Athen, aber auch in Thessaloniki und auf Korfu. 

Wie ein Phönix steigt er aus der Asche; verwandelt, voller neuer Ideen und Schaffenskraft. Die Reihe Geohistorima ist eine Art Vorbereitung von Allegorien der Materie, die auf halbem Wege zwischen Griechenland und Deutschland entstehen. In  der von ihm kuratierten gleichnamigen Ausstellung 1999 in Larissa wird der Künstler sie mit seinem Hauptwerk Sender und Empfänger präsentieren. Seine Werkreihen sind und waren nie völlig in sich geschlossene unabhängige Serien, sondern Teile eines Ganzen, treten miteinander in Dialog und ergänzen sich. Die Reihe Orosima, die er im Dezember 1997 in einer großen Einzelausstellung in der neu eröffneten Pinakothek Karditsa zeigt,  ist dafür ein wunderbares Beispiel.

Die großformatigen Leinwände, meist monochrom in Rot und Blau (Feuer und Wasser), sind nichts anderes als eine Fortsetzung der im schwedischen Lund in drei langen Wintern 1985, 1986 und 1987 entstandenen Trilogie „Archegoni nichta“ (Urnacht). Die Suche nach dem Licht des Nordens hat sich mittlerweile in die Suche nach dem inneren Licht der Materie gewandelt: abstrakte Körper schweben im Raum, lösen sich auf. Erkennt man in vielen schwarz-weiß Arbeiten der 80er Jahre noch Frauenkörper, löst sich jetzt alles in Farbe und Licht auf, in Reflexionen. Einerseits. Andererseits beginnt gegen Ende dieser Periode um 1992 bereits die Hinwendung zum Symbol, das ihn in seiner späteren Schaffenszeit immer mehr beschäftigen wird – voluminöse organische Körper (Somata) entstehen. Neben Geohistorima und Allegorien bedeuten diese Werkreihen einen weiteren Meilenstein (grch. Orosima) in seinem Gesamtwerk. Sie sind Teil der Arbeiten, die auf Hydra und in Athen entstanden. Zwanzig der Werke, die Sabaliotis in dieser Ausstellung zeigt, gehen 1999/2000 in die Dauerausstellung der Pinakothek Karditsa über, nachdem sie von der Stadt Karditsa erworben werden.

2001 wird Pantelis Sabaliotis noch einmal in der  Pinakothek Karditsa ausstellen und Arbeiten aus 25 Jahren künstlerischem Schaffen unter dem Titel Diachrona zeigen.

 

Berlin. Die ersten Jahre 1997–2005

1997 verlässt Sabaliotis Athen und zieht nach Berlin. Er tritt dem BBK (Bund Berliner Künstler) bei, findet bald ein großes Atelier in Treptow und wird schnell Teil der aktiven Kunstszene. 1999 kuratiert er im “Zentrum für Zeitgenössische Kunst Larissa” in Zusammenarbeit mit dessen Direktor Andreas Giannoutsos die Ausstellung „Allegorien der Materie“. Eine große Ausstellung mit 15 internationalen Berliner Künstlern, gefördert vom Griechischen Kulturministerium. Sie hat in Griechenland einen so großen Erfolg, dass sie im Jahr darauf in Berlin im Willy-Brandt-Haus gezeigt wird. Über 2 500 Menschen kommen zur Vernissage am 20. Juni 2000, um die Werke zu sehen. Am 17. November des Jahres organisiert Sabaliotis mit dem Willy-Brandt-Haus, der Griechischen Botschaft und der Griechischen Gemeinde, seinerzeit vertreten durch Dimitrios Kalantzis, eine Lesung mit Antonis Samarakis, zu dessen bekanntesten Werken der Roman „Der Fehler“ von 1965 gehört. Hier lernt der Künstler den mit bedeutenden Literaturpreisen ausgezeichneten Schriftsteller kennen, mit dem ihn die Jahre bis zu dessen Tod eine intensive Freundschaft verbindet. 

Sender und Empfänger“ heißt die große Rauminstallation aus dieser Zeit des erneuten Umbruchs, mit der der Künstler selber in der von ihm kuratierten Ausstellung „Allegorien der Materie“ vertreten ist. Die Installation „Sender–Empfänger“ ist Sinnbild des Lebewesens in Bewegung, das lebensnotwendiges Licht und Energie empfängt und sendet. Sabaliotis wird “Sender und Empfänger” auch in der   Ausstellung Diachrona 2001 in der Pinakothek Karditsa zeigen, die Stadt wird sie für ihre Sammlung erwerben.

Berlin, der neue Ort, fordert den Neuankömmling in vielerlei Hinsicht. Es ist vielleicht gerade deswegen eine unglaublich produktive Zeit. Die „Philosophischen Objekte“ entstehen, eine Reihe von großformatigen Skulpturen neben zahllosen kleinen Papier- und Leinwandarbeiten in Aquarell, Pastell, Acryl und Öl. Die Objekte setzen sich aus den verschiedensten natürlichen und synthetischen Materialien zusammen – Salz, Sand, oxidierte Metalllegierungen, Holzspäne, Styropor, Aluminium oder Stoff. Mit ihnen hinterfragt der Künstler die Beziehung des Menschen zur Natur, zu den Dingen, zur Materie. Die ersten Versuche mit Bienenwachs auf größeren Flächen beginnen.

Die Ideen fliegen ihm zu, er kann kaum so viel arbeiten, wie er neues denkt. Fast symbolisch dafür die Skulptur „Tachiteron olon o nous“ (dt. Am schnellsten von allem ist der Verstand), die er 2003 im Kesselhausmuseum Berlin-Lichtenberg mit einer Reihe anderer Rauminstallationen vorstellt. Tachistos nous (dt. Schneller Verstand) ist die Voraussetzung für Schöpfung, Berührung, Kommunikation und Endoskopie, ein Hineinsehen in die Dinge. Sabaliotis „entdeckt“ in diesem Zusammenhang erneut den Werkstoff Blattgold – mit dem er sich seit seiner Ausbildung nicht mehr beschäftigt hat –, das eingeschlossen im Wachs zum Träger wird. Ein inneres Licht, das eine Idee an das „Tageslicht“ bringt, zur Vollendung geleitet, Wandlungen der Materie provoziert. 

1997 ist Pantelis Sabaliotis in einer großen internationalen Ausstellung im temporären Prismahaus in Berlin zu sehen, 1999 in der Ausstellung Dromologia III in Larissa im Zentrum für Zeitgenössische Kunst, in demselben Jahr kuratiert er dort die oben erwähnten „Allegorien der Materie“.

Fern der Heimat beschäftigen ihn die großen Philosophen. Allen voran Heraklit mit seinem „Alles fließt“. Aber muss man die ionischen Natur-Philosophen gelesen haben, muss man Heraklit kennen, alchemistische Schriften, um den Künstler zu verstehen? Vermutlich ebenso wenig wie man um die Götter und Helden griechischer Mythologie wissen muss, da einen die festgelegten Strukturen, der Erzählstrang letztendlich zu anderen Einsichten führen würden, als zu denen, die der Künstler beabsichtigt. Er denkt, wie schon oben erwähnt, Gedanken weiter und gibt ihnen eine neue Richtung. Er ist heutig, vielleicht auch schon seiner Zeit voraus. Denn „Sender und Empfänger“ steht für den Menschen und die Natur. Für die Diskrepanz einer unser Leben bestimmenden Technokratie. Für Globalisierung und Digitalisierung, die Leere zurücklassen, die uns der Natur und unserem eigentlichen Miteinander entfremdet haben, bzw. immer mehr entfremden. Eine technokratische Gesellschaft, formulierte er in einem Interview, das er 1999 Frosso Pavlou gab, verlangt Visionen (s. u.). In einem anderen großen Interview (Maria Michaloudi-Angeli, 9. November 2003, Proinos Typos) hat er es genauer auf den Punkt gebracht: „Unsere Gesellschaft leidet an ihrer Entwicklung!“ 

Sabaliotis will mit seinen Arbeiten einen Denkanstoß geben, zum Reflektieren anregen, manchmal aber auch provozieren. Mit seiner Bodenarbeit „Liturgie“ die er 1997 im Prismahaus in Berlin zeigte, beabsichtigte er hauptsächlich, den Betrachter körperlich mit einzubeziehen, seine Sinne zu berühren, damit „ihm bewusst wird, dass die Erde ein herumirrender Planet ist, auf dem er lediglich mitreist.“ (Interview mit Frosso Pavlou, Zeitschrift Selides Oktober 1999, S.44–50).

In den Jahren 1999–2004, die ersten Jahre in Berlin im Treptower Atelier, beschäftigen Pantelis Sabaliotis besonders zwei Werkreihen: Allegorien und Phänomene. In dieser Zeit entstehen viele Assemblagen und Skulpturen, die oft in Rauminstallationen eingebunden sind. Geht es dem Künstler bei der Reihe Allegorien noch um eine Verschmelzung von natürlichem mit künstlichen Material, um eine überspitzt zum Ausdruck gebrachte Spannung zwischen Natur und Technokratie, arbeitet er in Treptow zeitgleich auch an großformatigen Leinwänden, in denen verstärkt Ideogramme, Symbole und Bildmotive auftauchen. Skripturale Kunst, die nach den Reihen Geohistorima und Phänomene zusehends in den Fokus rückt, wie die Ausstellung 2003 im Kesselhausmuseum Berlin-Lichtenberg deutlich zeigt. So sind die flächigen, kleinteiligen Rauminstallationen, zu denen er sich durch die besondere Architektur dieses Technikdenkmals aus dem 19. Jahrhundert inspirieren lässt,  meist durch Ideogramme ergänzt.

Wort- und Bildmotive, die im Raum schwebend die endlose Bewegung des Lebens symbolisieren, ihm einen anderen Rhythmus und dadurch eine andere Perspektive geben. Man fühlt sich an Gedankengänge des Naturwissenschaftlers Max Planck erinnert, von dem folgender Satz überliefert ist: „Wenn Sie die Art und Weise ändern, wie Sie die Dinge betrachten, ändern sich die Dinge, die Sie betrachten“. Ein Ideogramm taucht häufiger auf, wird zum Manifest – iero, heilig. Das Wort setzt sich aus den vom Künstler auf graphische Kürzel reduzierten vier Elementen Wasser, Feuer, Luft und Erde zusammen, wobei jedes Element für einen Buchstaben steht und in ihrer Gesamtheit gewissermaßen die Kosmogonie erklärt. Die Entstehung des kosmischen Raums also, an dessen Dialektik auch das ganz Kleine teilhat. So wundert nicht, dass sich der Künstler auch Miniaturen zugewandt hat, die sich in der sehr komplexen Werkreihe „Living in space“ sammeln, einer Werkserie von Miniaturobjekten und Papierarbeiten (Aquarell, Pastell, Acryl). Auch hier gibt es ein Empfänger betiteltes kleines Kunstobjekt, als Teil dieser Reihe, die für den Künstler die Erkenntnisse einer Welt zusammenfasst, die ständig neu geboren wird. Ein Mikrokosmos, stellvertretend für das große Ganze. Objekte, die Sabaliotis’ Empfinden nach die Sinne schärfen, da sie einen dazu zwingen, genauer hinzuschauen. Hunderte von Miniaturen entstehen im Treptower Atelier: Collagen mit Hochglanzpapier, Deckfarben, Acryl und Öl.  Der Künstler probiert immer wieder neues aus wie Ritztechniken oder das Zusammenspiel unterschiedlicher Materialien.

Von 2000 bis 2009 arbeitet Sabaliotis nebenbei als Dozent für den Verein Jugend im Museum. Er gibt Kurse im Berliner Kulturforum am Potsdamer Platz und im Pergamon-Museum auf der Museumsinsel. Sie tragen Titel wie Griechischer Götterreigen, Alles fließt, Perfekte Welt in Mosaik oder Die olympische Idee und machen Kinder und Jugendliche mit der griechischen Antike vertraut, dem Alltag, künstlerischen Techniken und der Mythologie. Die Arbeit mit ihnen, das Fördern ihrer Kreativität und ihres Wissen ist dem Künstler sehr wichtig. Für die Lange Nacht der Museen 2002 im Kulturforum entwirft er die Performance Alles fließt, die er 2003 noch weitere drei Male vorstellen wird: anlässlich der Märchentage im Kulturforum sowie zum Literarischen Kulturfestival im Podewil, dem Sitz der landeseigenen Gesellschaft Kulturprojekte Berlin, und bei der Kulturnacht im Winckelmann-Museum in Stendal. Das Kunstwerk ist wie ein überdimensionales Puzzle, das aus 400 Teilen aus Holz mit Pigmenten auf einer Fläche von 240 x 180 cm besteht. Es zeigt das tiefe Blau des griechischen Meeres mit einem weißen Schiff, das aus der Vergangenheit, der Antike, ins Morgen reist … 

 

2000 ist Sabaliotis im Museum Byzantinischer Kunst in Ioannina zu sehen. 2001 nimmt er an der Ausstellung des Griechischen Kulturministeriums im Technopolis in Athen, teil und an der 2. Internationalen Biennale Neues Aquarell in Fulda. 2002 ist er in der Städtischen Galerie Fürstenwalde in der Ausstellung Miniatur in der Bildenden Kunst vertreten. 2001 zeigt die Pinakothek Karditsa Diachrona, eine Werkschau, die einen kleinen Ausschnitt aus 25 Jahren künstlerischen Schaffens von Pantelis Sabaliotis präsentiert (1974–1999). Von der Griechischen Botschaft in Berlin vorgeschlagen, wird der Künstler 2002 in dem von der Druckerei Ruksal herausgegebenen Kunstkalender „12 Europäische Künstler stellen sich vor“ Griechenland vertreten. 2003 ist das Kesselhausmuseum in Berlin-Lichtenberg eindrucksvolle Kulisse für die Werkreihe Phänomene

Das Kesselhausmuseum Herzberge ist ein besonderer Ort. Ein altes Technik- und Industriedenkmal, das in ein Museum umgewandelt wurde und den Künstler räumlich vor besondere Herausforderungen stellt. Er wird sie mit der ihm eigenen Eleganz durch weitflächige Rauminstallationen lösen, in deren Mittelpunkt oft Ideogramme stehen. Wie bereits oben erwähnt, hat Sabaliotis in den späten 90er Jahren begonnen, alte Schriften zu studieren. Ungelöste Rätsel wie die Zeichen auf dem Diskos von Phaistos faszinieren ihn. Aber ebenso auch Schriftzeichen und Kürzel aus archaischen Zeiten, wie die Linearschriften A und B aus Kreta aus dem 15.-17. Jh. v. Chr. Anfangs,  Ende der 90er Jahre, hat er nur gelegentlich Symbole und Motive  in Zeichnungen eingebettet oder in Bilder einfließen lassen. Jetzt entwickeln sie ein Eigenleben, verlassen die Eindimensionalität und werden zu eigenständigen Objekten. Unermüdlich entwirft der Künstler Hunderte eigener Bildzeichen, Ideogramme. Eine individuelle Welt skripturaler Kunst mit Symbolen für Familie, für Liebe, für Heimat, für Naturgewalten eröffnet sich.

Austausch und Transformation, sichtbar oder unsichtbar, sind zwei wesentliche Aspekte des Lebens an sich, die den Künstler faszinieren und in seinen Werken oft widerspiegeln. Im Sujet, im Werkaufbau, bei vielen der Werktitel, die häufig Reise oder Bewegung implizieren. Zwei Dinge die für den Künstler von existenzieller Notwendigkeit sind, Grundlage des Lebens und seiner Fülle.

“In der Unendlichkeit des Alls”, hat er in einem Arbeitsheft notiert, “erscheint der menschliche Verstand wie ein kleiner Kreisel, der versucht, irgendwo sein Gleichgewicht und seinen Platz zu finden. Unendlich viele Gedanken, Weltbilder, Philosophien entströmen ihm, bilden einen Fluss, der in einen See mündet. Einen See, in dem sich die einzelnen kleinen Objekte gegenseitig spiegeln, voneinander abstoßen, sich aneinander schmiegen. Wie beim Wasser herrscht auch hier unter der scheinbar unbewegten Oberfläche ein ständiges Hin und Her, eine ständige Bewegung.”

2004 kehrt der Künstler für einen Sommer nach Hydra zurück, der kleinen Insel, auf der er in fast völliger Abgeschiedenheit in vier Jahren eine unglaubliche künstlerische Entwicklung durchlebte. Kein anderer Ort hat seine Arbeit so nachhaltig geprägt, zu so einer entscheidenden Wendung beigetragen. Hydra bedeutet Hinwendung zur Stofflichkeit, Entdeckung von Materie, Aufbruch zur Objektkunst. Hier vollzog sich der entscheidende Schritt hin zu jenen in Gestalt und Ausdruck einzigartigen Werken des Künstlers. In der Ausstellung Liturgie im Einklang mit der Natur (grch. Liturgies se simfonia me tin fisi) im Historischen Archiv-Museum Hydra zeigt Pantelis Sabaliotis 2004 Arbeiten, die zum Teil in der Zeit auf Hydra von 1989–1993 entstanden und solche, die in Berlin verwirklicht wurden, deren Herzstück aber immer noch Materialien von Hydra sind.

Im Mai 2005 wird Pantelis Sabaliotis in Karditsa in der Alten Agora den 10-tägigen Workshop Innen-Außen leiten, an dem die unterschiedlichsten Altersgruppen mit großer Begeisterung teilnehmen. Aus Holz geschnittene Delphinformen spielen dabei eine wichtige Rolle. Denn Delphine  symbolisieren für den Künstler die perfekte Lebensgemeinschaft und er ist überzeugt, dass wir viel von ihnen lernen können, von ihrem Gruppensinn, ihrer Partnerschaft, ihrer Kommunikation sowie ihrer großen Sensibilität gegenüber der Natur. 

Neben den Delphinen ist eine großformatige ausgeschnittene abstrahierte Scherenform weiterer wesentlicher Bestandteil des Workshops. Sie gibt den Teilnehmern Gelegenheit, ihrer persönlichen Meinung zur zwischenmenschlichen Beziehung Ausdruck zu geben, eine Beziehung, die unser Leben bestimmt. 

Während die Delphine das Ideal leben, symbolisiert die Schere das, was in der Partnerschaft vereint, und gleichzeitig aber auch das, was auseinandertreibt, erklärte der Künstler seine Wahl der „Bildträger“. Die Schere sei bestens dafür geeignet, da sie auch scharf, schneidend und verletzend sei… (aus dem Interview mit Dimitris Parlavantza, in der Zeitschrift Kochlias, Ausgabe 4, Oktober 2005, Prosopa, S. 36-39). 

 

Berlin. Die letzten Jahre 2006-2011

Nach dem Atelier in Berlin-Treptow arbeitet der Künstler von 2006 bis zu seinem Tod 2011 in einem 120 m² großen Atelier im UCW-Haus, Sigmaringer Straße 1. Der BBK (Bund Berliner Künstler) konnte 2005 das ehemalige Gesundheitsamt von Berlin-Wilmersdorf zum Teil übernehmen und für Ateliers ausbauen.

Hat Pantelis Sabaliotis in den frühen Berliner Jahren viel mit Sand, Salz und anderen eher krustigen Materialien experimentiert, so werden von nun an zwei andere Materialien seine Werke bis zum Ende seiner Schaffenszeit bestimmen, das Bienenwachs und das Blattgold

Metaplaseis (Umwandlung) heißt die vorletzte Serie, in der Gold und Blattmetall eine wesentliche Rolle spielen. Die Reflexion von Gold, so hat der Künstler einmal gesagt, ist wie die Idee, diesich aus dem Urgrund des Unterbewusstseins löst und ins Bewusstsein dringt. In vielen der Werke von 2004–2006 versuchte er den Kontrast zu vereinen, nämlich neben der Oxydation – ein fortschreitender Prozess der Zersetzung –  dem unvergänglichen Glanz Raum zu geben. Ein energiegeladener Dualismus, der schon aus dem Gegensatz lebt.

Jean-Gabriel Jonin, ein bekannter französischer Kunstkritiker und Autor, drückt es in der Eröffnungsrede anlässlich der Ausstellung 2006 im Maison Fonpeyrouse in Aveyron so aus: „Wenn es so etwas wie metaphysischen Materialismus gibt, dann existiert er im Werk von Pantelis Sabaliotis.“

Warmes Orange etwa entsteht, wenn sich Eisen, Sonne und Meerwasser verbinden. Grün, wie es häufiger auf den Leinwandarbeiten der Metaplaseis-Reihe auftaucht, entspringt einer Verbindung von Gold und Bienenwachs. Hinzu kommen Farbnuancen, die sich mit der Zeit in langjährigen Prozessen zersetzen, wenn Silber und Salz aufeinandertreffen oder wenn Gold mit einem hohen Kupferanteil Verwendung findet, der gezielt eine langsame Oxydation in Gang setzt. 

In der Ausstellung Spuren und Metaplaseis 2008 in der Galerie am Körnerpark wird Sabaliotis ein letztes Mal Goldarbeiten zeigen, aber auch schon Wabenarbeiten, die ihn in dieser Zeit bereits beschäftigen und die er 2009 in seiner letzten Ausstellung Kypseles vorstellen wird. 

 „Die Jahrtausende alte Maltechnik der Enkaustik, bei der Farbpigmente mit Hilfe von Wachs aufgetragen und zum Leuchten gebracht werden, verbindet in Sabaliotis‘ Arbeiten die unterschiedlichsten Materialien und wird – zum Beispiel in der Veränderung, die das Bienenwachs durch Feuer erfährt – selbst zum Symbol für Zeit und Transformation“ wird es Prof. Dr. Stefanie Endlich (Professorin an der Universität der Künste Berlin/UdK) in ihrer Eröffnungsrede zur Ausstellung Spuren und Metaplaseis auf den Punkt bringen.  

Der Künstler löst die Enkaustik aus ihrer ursprünglichen Bestimmung,  die eigentliche Malerei wie eine dünne Hautschicht zu schützen und ihr eine intensive Farbigkeit zu verleihen. Bei Sabaliotis wird das Wachs zum Protagonisten, es dominiert, es nimmt die Oberfläche vollständig ein und wird zu einem eigenständigen Kunstwerk. Er führt das Wachs damit zu seinem eigentlichen Ursprung zurück, er erarbeitet Wabenstrukturen, ähnlich den Bienenwaben in der Natur, die hier von zentimeterdicken Wachsschichten belegt sind. Er schafft Waben der Erinnerung, die gleichzeitig alle Sinne ansprechen und bei Wärme einen intensiven betörenden Geruch entfalten. Er schafft großartige, große Werke, von 2.50 x 3.00 Metern. In mühseliger tagelanger, wochen- und monatelanger Arbeit trägt der Künstler Schicht um Schicht auf, bis das Werk vollendet ist. Er ahnt nicht, dass das Wachs, das für ihn jetzt eine lange Zeit im Mittelpunkt seiner Arbeit steht, seinen Tod vorwegnimmt. Dass es seine eigene Lebenszeit ist, die er in den großformatigen Arbeiten konserviert … 

Die Arbeiten von Pantelis Sabaliotis sind Ergebnis von vier Jahrzehnten Erfahrung, Wissen und fast schon alchemistischen Kenntnissen. Die Werke verändern sich weiter im Laufe der Zeit durch Sonne und Licht, energetisch, in einem stillen und doch unaufhörlichen Transformationsprozess. Das reine Bienenwachs schließt Pigmente und Gold ein, macht es „unantastbar“ und bleibt doch lebendig durch das Einwirken von Licht und Temperatur.

Nach Beendigung seiner letzten Ausstellung Kypseles (2009), ist Pantelis Sabaliotis anschließend bis zu seinem Tod Oktober 2011 in der Kommunalen Galerie Wedding der Stadt Berlin als Kurator tätig. Er entwickelt das Leitprogramm und stellt nicht nur international bekannte Künstler*Innen aus, sondern macht sich auch mit Formaten wie dem Jugendkunstpreis Mitte oder Kids Guernica für die künstlerische Entwicklung von Kindern und Jugendlichen stark. Mit dem ifa (Institut für Auslandsbeziehungen) und dem Finnland-Institut ergeben sich interessante Kooperationen. Er ist ein engagierter Macher und Netzwerker. Für eigene Arbeiten bleibt ihm selbst nur noch wenig Zeit. 

Die wenigen Tage der Woche, die er nicht in der Galerie, sondern in seinem Atelier verbringt, widmet er einer neuen Werkreihe. Nach den Waben richtet sich die Aufmerksamkeit des Künstlers wieder verstärkt dem Gold zu. Die letzten Arbeiten von Pantelis Sabaliotis, seine allerletzte Werkreihe, die er nicht mehr vollenden kann, geben dem Gold noch einmal eine völlig andere Bedeutung als in der Reihe Metaplaseis. Einst suchte er in Lund nach dem Licht des Nordens, jetzt sucht er im Gold die reine Oberfläche. Ein flüssig scheinender Goldüberzug, der sich über von ihm „inszenierte“ Untergründe legt. Die fast lebendig anmutende Oberfläche bedeutet ihm Katharsis – Klarheit und spirituelle Reinigung. Ein Energieschub in die Unendlichkeit. Golden wie das Licht der Sonne, des Geistes, der Unsterblichkeit. Seine Begleiter in eine andere Dimension …

 

Dimitrios Kalantzis über Pantelis Sabaliotis, aus dem Artikel, Zeitung Proinos Typos, Politismos Technes, vom 29.9.2002

„Ein moderner und wagemutiger Künstler, der nie die Berührung zum griechischen künstlerischen Werden durch die Jahrhunderte verloren hat …“

 

Nachtrag: Radfahrer

Die Gemeinde Karditsa, zu der Agiopigi, das kleine Heimatdorf des Künstlers,  gehört, ist ein wichtiges wirtschaftliches und kulturelles Zentrum in der Ebene Thessaliens in Mittelgriechenland, etwa mittig zwischen Thessaloniki im Norden und Athen im Süden. Seit dem Eintritt Griechenlands in die EU gilt Karditsa als Vorreiter, was das Engagement als fahrradfreundliche Stadt betrifft. Bereits 2018 wurde der von Pantelis Sabaliotis 2005 entworfene Radfahrer (Ouranios Podilatis) als nachts leuchtende Großplastik in größerer Stückzahl über den zentralen Ein- und Ausfahrten der Stadt installiert. Im vergangenen Mai 2020 verlieh die EU im Rahmen des europaweiten Mobility Week Wettbewerbs an Karditsa den 1. Preis als fahrradfreundlichste Stadt in der “Kategorie kleine Gemeinden”. Im Sommer desselben Jahres beschloss daraufhin die Stadtverwaltung, den “Geflügelten Radfahrer” zum Stadtsymbol zu erklären, was 2021 offiziell verkündet wurde.

Werbevideo der Stadt Karditsa anlässlich des Mobility Wettbewerbs 2019