Berlin – Frühe Jahre 1997–2005

Die ersten Jahre in Berlin sind intensive Jahre. Die Suche nach einem Atelier wird von häufigen Reisen nach Griechenland unterbrochen. Da er die Wohnung in Athen aufgibt, richtet er sich im Heimatdorf Agiopigi einen Zweitwohnsitz  in Form eines Anbaus an das kleine Elternhaus ein. Schließlich kann der Künstler über den BBK (Bund Berliner Künstler) einen großen Raum in einem Atelierhaus mit Lastenaufzug am Treptower Park beziehen (2000–2005). Rastlos arbeitet er an neuen Werken, die schon längst in seinem Kopf die Vollkommenheit erreicht haben, die er sucht. Große Arbeiten entstehen, Skulpturen, mit denen sich seine Symbolwelt manifestiert. Dies in Verschmelzung mit Materie unterschiedlichster Art wie Holz, Salz, Sand. Die ersten größeren Versuche mit Wachs beginnen – der Künstler versucht der Enkaustik neue Stofflichkeit, neue Oberflächen und eine von der Antike völlig losgelöste Sinnlichkeit zu entringen.

Sabaliotis beschäftigt sich sowohl mit großen Arbeiten, aber auch mit kleinen. So entsteht die Werkreihe Living in Space: eine Reihe kleinerer Objekte und Papierarbeiten (Aquarell, Pastell, Acryl), die die Erkenntnisse einer Welt zusammenfassen, die ständig neu geboren wird. Ein Mikrokosmos, stellvertretend für das große Ganze. Objekte, die die Sinne schärfen, da man genauer hinschaut, hinschauen muss. Daneben gibt es große Objekte und Rauminstallationen wie Sender und Empfänger, der Reihe Allegorien zugehörig, und die Werkreihe Phänomene: Natürliche Materialien finden sich mit synthetischen Materialien zusammen. Schaumstoff, Styropor und Pressspan stehen in einem spannungsreichen Dialog mit Federn, Salz oder Sand. Salz spielt eine Zeitlang eine wichtige Rolle, ist es doch in jedem lebendigen Körper und Atem zugegen, brennt als Feuer ohne Flamme. Im Geheimen, im Stillen – als heilige, rituelle, als liturgische Kraft.

Schon seit Hydra beschäftigt sich der Künstler intensiv mit den griechischen Philosophen der Antike, allen voran Heraklit mit seinem ta panta ri (Alles fließt). Mit der Philosophie wächst erneut das Interesse an archaischen Schriften. Sabaliotis lässt sich vom in Phaistos auf Kreta gefundenen Diskos inspirieren und ebenfalls von den aus dieser Epoche (1700 bis 1600 v. Chr.) stammenden Linearschriften A und B. Unermüdlich entwickelt der Künstler  zahllose eigene Bildzeichen, die er Ideogramme nennt. Eine ganz persönliche Welt der Symbole, skripturaler Kunst entsteht … Bildmotive, Worte, Buchstaben tauchen auf, entwickeln ein Eigenleben, dominieren gelegentlich den Raum, das Kunstwerk.

Ta panta rei/Alles fließt heißt die Performance, die er 2002/03 insgesamt viermal vorstellen wird, anlässlich der Langen Nacht der Museen im Kulturforum am Potsdamer Platz wie auch im Winckelmann Museum in Stendal. 400 Teile aus Holz bilden auf 180 x 240 cm ein riesiges Puzzle: das tiefe Blau der Ägäis und ein weißes Schiff, das aus der Antike ins Morgen reist. Seine Arbeit wird begeistert aufgenommen. Von Kindern ebenso wie von Erwachsenen. Eine Inspiration aus den Kursen, die er für den Verein Jugend im Museum gibt. Sie tragen Titel wie Griechischer Götterreigen oder Olympische Idee, fast immer steht das Pergamonmuseum im Mittelpunkt. 

Alles fließt, getreu seinem von Heraklit übernommenen Gedanken, ist der Künstler beständig unterwegs zwischen dem Gestern und Heute und Morgen – er greift Erinnerungen auf, geht Spuren längst vergangenen Geschehens nach. Das von ihm entworfene und in seiner Arbeit oft wiederholte Wortsymbol „iero“ (heilig) könnte sich ebenso auf die antike Götterwelt beziehen, wie auch den Eingang zum Allerheiligsten in einem Tempel schmücke. Und dochist es jeder religiösen Bedeutung entkleidet. Es ist ein Kürzel der vier unsere Welt bestimmenden Elemente: Feuer, Wasser, Luft und Erde. Für Sabaliotis ein „Rätsel“ (chrismos), das dazu auffordert, gelöst zu werden. Ein Geheimnis, das sich dem offenbart, der die Transformation in Raum und Zeit verinnerlicht. 

In dieser Zeit der ersten Berliner Jahre nimmt Sabaliotis an vielen Ausstellungen teil. 1998 an einer großen internationalen Ausstellung im temporären Prismahaus in Berlin, 1999 in Larissa an der Ausstellung Dromologia III  im dortigen Zentrum für Zeitgenössische Kunst. Im gleichen Jahr wird dort auch die von ihm kuratierte Ausstellung „Allegorien der Materie“ gezeigt, unter der Schirmherrschaft des griechischen Kulturministeriums. 2000 wird diese Ausstellung in etwas kleinerem Format im Willy-Brandt-Haus in Berlin gezeigt. Zeitgleich ist Sabaliotis in Ioannina im Museum für Byzantinische Kunst zu sehen. 2001 nimmt er teil an der Ausstellung des griechischen Kulturministeriums in Technopolis, Athen, und an der 2. Internationalen Biennale Neues Aquarell in Fulda. 2002 ist er in der Ausstellung „Miniatur in der Bildenden Kunst“ in der Städtischen Galerie Fürstenwalde vertreten. Es sind die letzten Gruppenausstellungen, an denen er teilnehmen wird. Die kommenden Jahre wird er  damit beschäftigt sein, in andauerndem unerschöpflichen Schaffensprozess neue Arbeiten für seine Einzelausstellungen zu fertigen. Zu ihnen gehören die Ausstellung Phänomene 2003 im Kesselhaus-Museum Berlin  und die im Historischen Archiv-Museum Hydra 2004.