Auf Reisen 1979–1988

In Zürich wird Pantelis Sabaliotis 1979 seine allererste Ausstellung außerhalb Griechenlands machen. September 1980 stellt er in Cordes-sur-Ciel, Südfrankreich, die Reihe Immigrierte Karyatiden vor. Ein Ort, der für ihn einen wichtigen Meilenstein in seiner künstlerischen Entwicklung bedeutet. Das gilt nicht nur für die Arbeiten aus dieser Zeit, sondern auch für sein Spätwerk, die Werkreihe Metaplaseis, die er über 25 Jahre später in Aveyron 2006 präsentiert. 

© Bosc

„Die Frau“, hat der Künstler einmal gesagt, „ist das wesentliche Element im größten Teil meiner Arbeit. Je nach Epoche/Werkreihe mit einer anderen Wertigkeit.“ (Aus dem Interview mit Frosso Pavlou, Zeitschrift Selides 1999). Die ersten Ausstellungen des 16-Jährigen sind noch geprägt von seiner Neigung zum Surrealismus und vom Realismus, aber schon 1979, da ist er 24 Jahre alt, hat er seinen individuellen Stil gefunden, sein Material: Ölpastell auf Papier. Perfekt zum Reisen – eine Schachtel für Stifte und eine Mappe für Papier. Die Beschäftigung mit der Antike, mit seinen eigentlichen Wurzeln, wird ihn fortan bis zum Ende seines Lebens begleiten. Doch auch die enge Beziehung zum Meer, die tiefe Verbundenheit mit der thessalischen Erde, das Rot der Erde, das Blau der Ägäis, bleiben charakteristische Elemente seiner Arbeit. Ebenso wie die Rundung, die Kurve, die jede Spannung auf der Oberfläche beruhigt.

Seinen Stil, seine Themen hat er gefunden. Dabei entwickelt er sich unentwegt weiter. Zeigen sich die Karyatiden September 1980 in Cordes noch als gesichtslose Frauengruppen, die mit Meer und Felsen zu verschmelzen scheinen, kommt er bei den Frauen von Troja in der Athener Galerie Au Roi Soleil Januar 1981 noch einmal zum Eckig-Kantigen zurück. Reduzierte Figuren, ergänzt um abstrahierte Boote und eine Tür, eine Art Durchgang. Der Weg in eine neue Welt, die für ihn Europa hieß. Juni 1981 ist er wieder in Südfrankreich. Im Chateau du Bosc, dem Musée d’Enfance de Toulouse-Lautrec (Museum der Kindheit von Toulouse-Lautrec), präsentiert er sich verspielt, fast chagallesk. Vögel tauchen auf und erste Kompositionen, die die später häufig wiederkehrende Verschmelzung von Gesichtern vorwegnehmen. Köpfe, so genannte Diprosopa, die aus zwei-drei Personen zu bestehen scheinen: Ein Moment der absoluten Harmonie, des Gleichgewichts, der perfekten Vereinigung von Körper und Verstand, von männlich und weiblich, von nous und pnevma, Animus und Anima …

Im Laufe der kommenden Jahre wird er sich mit diesem Thema immer wieder beschäftigen. In zahllosen kleineren Temperaarbeiten, in Pastell. Neben dem Thema Antike, das ihn seit den Karyatiden beschäftigt und das er bis Mitte der 80er Jahre noch weiterverfolgt, erneut in eher realistischer Manier: in Form von Szenerien mit Meer, Booten und Amphitheatern, um dann wieder zur reinen Form zurückzukehren. In deutlich größerer Klarheit und einem auf das Wesentliche reduzierten Motiv.

Er verbringt oft mehrere Monate hintereinander in Barcelona, in Paris, in Berlin. Dann ist er wieder in Griechenland, reist dort herum, lebt mehrere Sommer auf der Kykladeninsel Naxos. In Athen, im Viertel Pagrati, hat er eine kleine Wohnung. Sein Atelier, sein Rückzugsort, wenn er mal nicht unterwegs ist. In einer Werkreihe, die er in der Galerie Dada 1986 in Athen zeigt, wird er das Thema Animus/Anima opulent ausgestalten, mit Vögeln und Flügeln und einer für ihn eher untypischen Mehrfarbigkeit. Resultat einer Reihe von Arbeiten, mit denen er sich Anfang/Mitte der 80er vor allem auf Naxos beschäftigt: charakterisiert von einem schnellen Strichduktus, einer starken Tendenz zum Abstrakten und zu neuen Themen. Die Serie für Dada ist allerdings weniger „experimentell“ als marktorientiert, das, was er selber unter einfacher und schöner Malerei verstand und was sich gut verkaufte.

Drei Winter verbringt Pantelis Sabaliotis im schwedischen Lund, 1985/86/87. Und lässt sich von den endlos langen Nächten zu der Trilogie „Archegoni nichta“ (Urnacht) inspirieren. Auch hier macht sich die zunehmende Abstraktion, die Auflösung der Formen bemerkbar. Auf der Suche nach dem ganz besonderen Licht des Nordens entwickelt sich seine Kunst in schnellem Tempo. Sind die Frauenkörper anfänglich noch realistisch, lösen sich die Formen im Laufe des Arbeitsprozesses zusehends auf. Am Ende der Werkreihe stehen Arbeiten aus Licht und Schatten, undefinierbare Formen.

Sabaliotis ist kein Freund von Wiederholungen, wie er in einem Interview 2003 deutlich macht: Er habe Zeiten gehabt, betont der Künstler, in denen er eine schöne und einfache Malerei gut verkauft habe. Hätte er diese Malerei ständig wiederholt, dann hätte sie für ihn jeglichen Sinn verloren und damit für ihn auch jedes Interesse. Eine bestimmte Art von Malerei, betonte er in demselben Interview, war ihm nur so lange wichtig, wie er sich für einen gewissen Zeitabschnitt in ihr wiederfand. (Interview mit Maria Michaloudi-Angeli, Proinos Typos, reportaz, vom 9.11.2003).